Irrlicht

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Du kennst doch den Weg, hatten sie gesagt und sie losgeschickt noch einmal zur Hütte zurückzukehren und den Bauern nach etwas Wasser zu fragen. Wie konnte man in den Urlaub zum Campen fahren und vergessen irgendwas zu trinken mitzunehmen.

Seit einer gefühlten Ewigkeit stapfte sie jetzt schon durch den Wald, während ihre Eltern beim Zelt geblieben waren und den Grill angeschmissen hatten.

Auch die Taschenlampe, die sie mit auf den Weg genommen hatte, gab, ähnlich ihrer Motivation, langsam den Geist auf. Hätte sie wenigstens Ersatzbatterien mitgenommen. Der Urlaub war bis jetzt nur Chaos und bald würde sie im Dunkeln den Weg entlang latschen dürfen.

Wenigstens war Dunkelheit für sie kein Problem und so fand sie eher erleichternd nicht mehr das nervöse Flackern der Taschenlampe ertragen zu müssen, als sie schlussendlich erstarb. Der Mond der von oben durch die Bäume drang erleuchtete den Weg auch so ausreichend. Außerdem nahm man den Wald dann erst so richtig war. Mit all seinen Unebenheiten und den kantigen Stämmen die ihre spärlich beblätterten Äste in der Höhe miteinander verschlingen, und in der unruhigen Luft ein durchgehendes Rauschen erzeugten.

Sie blieb stehen und drehte sich langsam im Kreis. Atmete tief ein und aus.

Waldluft hat etwas besonderes an sich, etwas so beruhigendes, dachte sie zu sich selbst.

Sie schloss kurz die Augen und ließ den Augenblick auf sich wirken und als sie sie wieder öffnete fiel ihr ein leichtes bläuliches Schimmern auf, das unruhig zwischen den Bäumen umher sprang.

Erst wollte sie einfach weitergehen, doch ihre Neugier packte sie und sie schritt langsam auf die erleuchteten Bäume zu. Je weiter sie zwischen den Bäumen hindurch marschierte, desto mehr viel ihr das leichte Pulsieren des Lichtes auf, fast so schnell wie ein Herzschlag.

Als sie um einen kleinen Busch herum trat tat sich vor ihr eine kleine Lichtung auf, in deren Mitte ein blaues Leuchten in der Luft hing. Dieses Leuchten tanzte und waberte herum wie eine kleine Flamme.

Sie näherte sich langsam der Flamme und als sie ihre Hand danach ausstreckte zuckte diese vor der Berührung zurück. Sie tat noch einen Schritt und das Leuchten wich dieses Mal zur Seite aus.

Eine Zeit lang stand sie so da, die Flamme eine Armlänge von sich entfernt und versuchte sich auf die Bewegungen davon zu konzentrieren. Auf einmal fing das Licht an sich von ihr zu entfernen und schwebte langsam auf die Bäume der gegenüberliegenden Seite zu, aus der sie auf die Lichtung getreten war.

“Möchtest du mir etwas zeigen?” fragte sie leise, eher zu sich selbst, aber die Flamme hüpfte wie ein Nicken auf der Stelle auf und ab. Langsam folgte sie dem Licht, das sich, nun etwas schneller, zwischen den Stämmen hindurch bewegte.

Der Boden auf dem sie sich nun bewegte war feucht, und wurde immer weicher, je weiter sie dem Licht folgte, dessen Schimmern sich immer öfter auch an nassen Stellen am Boden reflektierte. Bei jedem Schritt ertönte ein Schmatzen, wenn sich ihre Schuhe aus dem schlammigen Boden lösten, und auch die Bäume um sie herum wirkten immer spärlicher, doch das fiel ihr gar nicht auf, so sehr war sie auf das Wabern der Flamme fixiert.

“Wohin führst du mich nur?”

So marschierten sie eine Weile durch den Wald und sie spürte die Nässe in ihre Schuhe dringen, als sie mit jedem Schritt immer weiter einsank. Bis es gar nicht mehr weiter ging. Ihr linker Fuß war so weit eingesunken, das sie ihn nicht mehr aus dem Schlamm ziehen konnte. Sie verlagerte ihr volles Gewicht auf ihr anderes Bein und versuchte sich damit heraus zu stemmen. Doch dies bewirkte nur, das dieser auch einsank. Panik machte sich in ihr breit.

Sie wackelte hin und her versuchte sich nach Oben zu arbeiten. Doch je mehr sie sich bewegte, desto weiter versank sie im Boden. Die blaue Flamme schwebte in einem Meter Entfernung über dem Boden und rührte sich nicht, während das Mädchen vollständig versank, nur sein pulsieren wurde schneller.

 

Eine zweite Flamme leuchtete neben der ersten auf. Diesmal ein eher rötliches Glimmen. Das neue Irrlichter schwebt davon, während das erste schwach flackernd zurückblieb. Sie machte sich auf die Suche nach jemandem, dem sie den Ort zeigen konnte, an dem ihr Körper liegt.

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