Kapitel 12 – Caligo

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Zwei lange Wochen war es nun schon her, das Lux seine ihm auferlegte Prüfung erfolgreich hinter sich gebracht hatte und zeitgleich mit Noa in die Wache aufgenommen wurde.

Vim arbeitet weiter auf den Feldern und hat für sich ein Routine entdeckt und die Pilze so schnell und effizient wie möglich zu ernten. Mit einer leichten Drehung mit der Hand, angesetzt knapp unter der dicken bräunlich weißen Kappe machte es bei diesen möglich, sie abzudrehen und den dünneren morschen Stiel der reifen Gewächse durchzubrechen, so das die Wurzeln noch in der angesetzten Erde blieben um noch eine Generation hervorzubringen. Das machte den Einsatz eines Messers unnötig, was Zeit sparte und man merkte, je nachdem wie der Stiel nachgab, ob der Pilz schon reif war oder noch ein bisschen brauchte.

Seine Hände begannen immer mehr für sich zu arbeiten was dazu führte dass seine Gedanken immer häufiger abdrifteten und er wie in einem Autopiloten lief.

Hauptsächlich drehten sich diese um die Götter, er fühlte sich, auch wenn Lux jetzt da war, immer noch etwas ausgegrenzt aus der Begeisterung und der Verbundenheit die die meisten anderen Bewohner für die Götter empfinden.

Was ihn an diesem Tag allerdings am meisten beschäftigte war der Traum den er in der Nacht gehabt hatte. Vim war sich zwar nicht sicher ob er es wirklich gehört und gesehn oder sich nur eingebildet hatte, aber der Traum war ihm sehr wirr vorgekommen.

 

Er war wieder in dem Nebel gestanden, der ihn seinem Kopf auch schon bei seiner Ankunft geherrscht hatte. Die Schwaden waren um seine Bein gewabert und hatten leicht bläuliche Kringel in die Luft um ihn herum aufgeblasen. Außer dem Nebel gab es um ihn herum nur gähnende Leere die in eine undurchsichtige Schwärze Überging.

Und dann war da noch diese Stimme. Tief und schallend.

Wenn sie sprach schlug der Druck in die Ohren und der Bass der Stimme war im ganzen Körper zu spüren. Sie verursachte Kopfschmerzen die Vim auch nachdem er aufgewacht war immer noch in seinem Hirn pochen spürte.

Die Stimme teilte ihm etwas mit, das sie für wichtig empfand, aber Vim konnte nicht wirklich etwas mit diesen Worten anfangen.

“Du solltest dir deiner Stellung bewusst werden” hatte sie gedröhnt. “Denke dir nichts dabei das Schweigen herrscht.

Aber du bist zu mehr bestimmt.

Zu etwas besonderem.”

Dann stand Vim im dunkeln.
Er war sich auch nicht mehr sicher ob er dann weiter geträumt hatte und oder sofort schweißgebadet aufgewacht war. Aber er wurde das Gefühl nicht los etwas wichtiges verpasst zu haben.

Und so werkelte er in Gedanken versunken mit seinen von Erde verschmierten Händen weiter und tastete und drehte weiter an den Pilzen herum, bis ihn der Gong zu einer Pause rief.

Die Pause betraf alle Teile der Farmen und so kam Augi von den Gemüsefarmen zu ihm herüber und sie ließen sich auf einer der alten Bänke nieder, die in dem von Säulen geschäumten Mittelgang der grünen Station aufgestellt waren. Sie saßen größtenteils schweigend da und aßen jeweils nur eine Kleinigkeit, zu erzählen gab es nicht viel wenn jeder Tag fast gleich ablief und Vim konnte sich sehr gut in die anderen Feldarbeiter hineinversetzen die nur noch schweigen und stumpf vor sich hinarbeiteten.

Auf einmal stand Tori vor ihnen und stemmte ihre Hände auf die fülligen Hüften.

“Da hab ich dich ja, Vim.” sagte sie “Ich möchte eure Pause zwar nur ungern stören aber es gibt etwas das ich mit dir zu klären hab.”

Vim verzog überrascht das Gesicht, was könnte sie nur von ihm wollen.

“Keine Angst,” fügte Tori hinzu und lachte auf, als sie sein Gesicht sah, “es ist auf jeden Fall nichts schlimmes und sicher kein Grund das Gesicht so ängstlich zu verziehen. Du solltest dich mal sehen.”

An Augi gewandt fuhr sie fort, “Ich werde ihn mir mal kurz entführen, aber du kannst ihn dann auch gleich wiederhaben.

Augi nickte.

Und so trottete Vim hinter Tori her, geradewegs in richtung des Holzverschlages am Eingang. Sie betraten diesen und Vims blieb mitten in der Türe stehen, als er Red mit verschränkten Händen an der Wand neben der Eingangstüre lehnen sah.

“Immer noch keine Angst.” sagte Tori, während sie sich wieder hinter ihren Tresen zwängte. Red gesellte sich auf der Vorderseite des Holzgestells zu ihr und Vim wurde mit einer Handbewegung von Tori auch zu ihr hin gebeten. Er kam dieser Aufforderung nach.

“Das was hier gerade passiert würde ich gerne als Beförderung bezeichnen, wenn es recht ist. Vor allem brauchst du dir dann nicht mehr so in die Hosen zu machen, was den Red auch hier möchte. Du hast also nicht schlimmes angestellt.” Über Reds Gesicht huschte ein Lächeln während Tori sprach.

“Aber du hast dich sehr gut eingelebt und anscheinend auch sehr schnell gelernt wie man die geforderte Sache angehen muss um effizient arbeiten zu können.” Sie deutete auf Red. “Und er ist nur hier, da es um etwas organisatorisches geht und der Chef immer noch ein Wörtchen zum mitreden hat.”

“Meine Anwesenheit ist hier nur rein formal.” warf Red ein.

“Wie gesagt um zum Punkt zu kommen, du willst ja sicher auch noch was von deiner Pause haben, Clay, der ältere Herr und Schichtleiter bei euch, wird unsere Station verlassen. Seine Gesundheit ist nicht mehr die Beste und jünger wird er sicher auch nicht mehr.

Deshalb wirst du, wenn es dir auch recht ist, nun die Einführung neuer Feldarbeiter übernehmen und auch ein Auge auf alle anderen haben. Die zusätzliche Anstrengung wird dir natürlich auch ausreichend vergütet.”

“Du kannst dir das Ganze auch erst ein paar Tage durch den Kopf gehen lassen. Immerhin haben wir dich damit jetzt sicher ein klein Wenig überrumpelt. So dringend wäre es dann im Moment auch noch nicht.” fügte Red mit an, aber darauf achtete Vim gar nicht so richtig.

Für ihn stand die Sache schon fest.

Er würde die Stelle nehmen, hauptsächlich einfach nur dafür, dass er etwas mehr erreicht hatte und vlt auch einfach das er sich ein klein bisschen besser fühlte, nachdem er erfahren durfte wie viel Aufwand um die Aufnahme und die Arbeit der Wache gemacht wurde. Vlt könnte er sogar der Arbeit auf den Farmen einen solchen Charakter entwickeln lassen. Immerhin hatte er mit dem Training von Lux schon einiges in der Richtung bewiesen, das er andere Personen schon auch unter Kontrolle halten konnte, und ihnen gleichzeitig sogar noch etwas beibringen.

“Ich mach das.” sagte Vim und fügte schnell noch hinzu, “für den Livestock!”

“Gut,” erwiderte Red mit einem Seufzen. “dann ist mein Part ja schon erledigt. Von mir aus gibt es da keine Bedenken. Sein Können hat er uns in der Richtung schon mal bewiesen.”

Also war das doch ein Mitgrund für ihn, dachte sich Vim.

Red machte sich wieder auf den Weg und entschwand durch die Türe in Richtung der großen Halle aus dem Holzverschlag, während Tori mit ihm noch ein paar zusätzliche Details im Schnelldurchlauf durch ging.

Was er machen musste, was zu beachten war und wie er bei gewissen Sachen oder Problemen vorgehen sollte.

Dann war auch er wieder entlassen und er kehrte mit einem Gefühl der Leichtigkeit zu der Bank mit Augi zurück.

Nun gibt es etwas zu erzählen.

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