Prolog – Caligo

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Er zitterte.

Der Raum zitterte.

Ein kleiner Raum, soweit er beurteilen konnte.

Er schätzte den Raum auf knappe zwei mal zwei Meter. Eine Decke konnte er durch die Dunkelheit nicht erkennen.

Ein Surren und ein leises Wummern erfüllten den Raum, schienen eins mit dem Boden zu sein, auf dem er lag.

Seine Beine kribbelten und seine Gliedmaßen fühlten sich an wie aus Beton gegossen.

Das schlimmste aber, empfand er, war die Leere in seinem Kopf. Er wusste weder, wie er hierher gekommen war, noch konnte er diesen Raum mit einem Ihm bekannten Ort in Verbindung bringen.

Das einzige was ihm in den Sinn kam, waren grelle Blitze, die durch dunklen Rauch zuckten und eine Stimme die ihm zuflüsterte, er müsse sich keine Sorgen mehr machen.

Und nicht zu vergessen, heftige Schmerzen die durch seinen Hinterkopf jagten und ihn nahezu zum Zerbersten zu bringen schienen.

Er fand es war an der Zeit seine Position in diesem Raum zu verbessern. Um sich direkt aus der Rückenlage aufzusetzen, fehlte ihm die Kraft und so entschied er sich dafür, sich auf den Bauch zu drehen. Der Boden war verschmutzt und bestand aus abgewetzten Linoleum. Langsam zog er die Handfläche über den Boden auf Schulterhöhe. Der Geruch von Urin mischte sich in die abgestandene, trockene Luft.

Langsam versuchte er sein Gewicht auf die Hände zu verlagern und sich nach oben zu stoßen.

Der erste Versuch misslang, und er sank mit der Backe zurück auf das Staub-Dreck-Gemisch des Bodens, welches, je weiter man von der Mitte des Raumes wegkam, dicker wurde.

Die Neugierde brachte ihn dazu einen zweiten Versuch zu starten.

Er konnte sich langsam unter Schmerzen in den Liegestütz hoch drücken. Er wollte die Beine anwinkeln um sich auf die Unterschenkel zu setzen.

In diesem Moment presste es ihn zurück auf den Boden und er knickte mit dem Rechten Arm ein. Er schlug hart mit dem Kinn auf dem Linoleum auf. Kurz wurde ihm schwarz vor Augen und helle Sterne blinkten auf. Er schmeckte Blut im Mund, er musste sich in die Wange gebissen haben.

Er dachte erst dass er irgendwie weggetreten war, denn der Raum vibrierte nicht mehr. Doch dann merkte er, dass auch das Summen verschwunden war.

Ein langsam stärker werdendes Kratzen zu seiner Linken bestimmte nun die Geräuschkulisse, welche aber immer noch durch seine Kopfschmerzen gedämpft wurde.

Seine vernebelte Sicht war auf die Rechte Wand des Raumes gerichtet, an der nun mittig ein blasser Lichtstrahl langsam breiter wurde. Die Wand war aus verkratzten Metallplatten zusammengesetzt und zeigten an den Rändern Ansätze von Rost.

Dann fiel ein Schatten über Ihn, und im Licht zeigten sich die Umrisse eines Menschen.

Zwei Kräftige Hände packten ihn unter den Achsel und schleiften ihn aus dem Raum. Er wollte etwas sagen, wollte sich erkundigen, wo er sich befand, doch er war zu erschöpft von seinen Bemühungen in dem Raum das nur Unverständliches Gebrabbel herauskam.

„Vo bimmmish?“

Unfähig seinen Kopf zu heben, starrte er auf ein Paar verschmutzte, schwarze Arbeitsstiefel, welche Ihn langsam in kleinen Schritten über die Betonfliesen weg von dem Raum zogen.

„Nur die Ruhe.“ antwortete ihm eine tiefe Stimme „Du bist jetzt in Sicherheit und das ist erst mal das wichtigste.“

Schritte näherten sich von der Rechten Seite. „Noch einer?“, diesmal eine etwas hellere Stimme. „Ja der ist grad mit der Kammer nachgekommen.“

„Leg ihn ins zwanziger Zelt“ Wieder die hellere Stimme.

„Wird erledigt, Red“

Er war so erschöpft, er spürte noch, wie er hochgehoben wurde, doch dann wurde es auch schon schwarz um ihn herum und er sank zurück in einen wirren Traum, indem er wieder in dem Rauch stand und die Blitze die Stimme untermalten.

„Du bist an einem sicheren Ort“

 

Simon starrte gebannt auf den Bildschirm. Die Neuen waren gerade im Livestock angekommen.

Nun wurde es interessant.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und fing an sein weiteres Vorgehen zu überdenken.

 

Warte auf mich.

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