Das Zelt in dem sie aufgewacht waren stand in einer Ecke der unterirdischen Halle. Ungefähr alle zehn Meter verbanden runde Betonsäulen den Boden mit dem Trägergerüst der sechs Meter hohen Decke.
Die Decke war an manchen stellen mit Planen und Folien abgehängt. Hier und da hingen lose Kabel aus Schächten oder Rohrverbunden in den Raum.
Den Zwischenraum zwischen den Säulen nahmen Zelte verschiedenster Art und Größe ein. Jedes der Zelte machte einen ähnlichen Eindruck wie das Zelt aus dem er gerade getreten war.
Sie alle waren fleckig mit Löchern, manche durch Seile an Säulen befestigt oder mit Balken als eine Art Außenskelett stabilisiert. Auch hier waren wieder einige mit Planen abgedeckt. Auf die Zeltaußenwand war jeweils mit Spraydosen eine Zahl gesprüht worden. Ihr Zelt hatte die Nummer „20“.
Es ließ sich schlecht abschätzen, wie viele Zelte genau in dem Raum standen, denn die Zahlen waren ohne System auf den Zelten verteilt.
Vor den Zelten verteilten sich Kisten oder faulige Kartons. Ab und zu unterbrachen auch Stühle oder Feldbetten das Durcheinander. Kreuz und quer waren Wäscheleinen wie Girlanden durch den ganzen Raum gespannt.
Dafür dass sich hier so viele Zelte sammelten, wirkte der Ort dennoch ausgestorben. Die einzigen Personen die man erkennen konnten waren eine ältere Frau, welche auf einem klapprigen Campinghocker, etwa drei Zelte weiter saß und der Mann, der sie geweckt hatte, welcher an der Wand neben ihrem Zelt lehnte. Vom Zelteingang aus, aus dem jetzt die junge Frau trat, ging es nach rechts in die Zeltstadt. Zur linken Seite wurde die Halle mit einer Wand begrenzt, in der ein zwei Meter hoher und 4 Meter breiter Ausschnitt den Blick auf einen Gang freilegte. Der Mann schritt nun gerade Wegs auf den Gang zu.
„Na los, kommt. Red hat auch nicht alle Zeit der Welt.“
Sie folgten ihm. Auch hier wurden die Wände von Beton bestimmt. Rohre folgten ihrem Weg an der Decke.
Alle paar Meter waren Stahltüren in die Wände eingelassen. Sie waren, ähnlich wie die Zelte, auch mit Zahlen gekennzeichnet.
Von „19“ abwärts.
„Wo sind wir hier eigentlich?“ die Frau schrie schon eher als dass sie sprach.
„Livestock.“ knapper hätte die Antwort nicht ausfallen können.
„Und was ist der Livestock? Herr, …“ sie stockte.
Der Mann blieb stehen und drehte sich um.
„Nr.248“
Sie blieben auch stehen.
„Aber das ist doch kein Name!“ konterte sie empört.
Der Mann zuckte zusammen.
Er ließ sich mit seiner Antwort Zeit.
„Hier schon. Nr.346.“