Kapitel 15 – Caligo

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Es dauerte seine Zeit bis Vim wirklich realisierte was geschehen war.

Die Menge um ihn und Mia herum brauste unterdessen auf und ließ Schreie und Pfiffe durch die Halle jagen. Sie wussten worum es ging und was alles davon abhing. Aber sie wussten nicht das sich die Befürchtungen von Red bewahrheitet hatten. Das er von Anfang an Recht gehabt hatte, was Lux und seinen Charakter angegangen hatte. Und das er wirklich eine Waffe, eine Bombe gewesen war, von dem nur keiner wusste wann es so weit sein würde.

Und jetzt war es zu spät, noch zu handeln.

Vor dem Podium wurde etwas Platz gemacht. Wächter, mit den Unterschiedlichsten Gewehren im Anschlag drängten die Anwesenden ein paar Meter zurück und verhinderten das eventuell aufgebrachte Bürger gegen Lux marschieren konnte.

Auf den Streifen zwischen der Menge an Menschen und dem Podium, der sich nun aufgetan hatte, wurde nun von ein paar älteren Herrschaften betreten. Unter ihnen erkannte Vim auch Pa, den Herren den er mit verletztem Bein auf der Krankenstation kennen gelernt hatte.

Sie brachten sich in einem Halbkreis in Position, ihre Blicke auf Red und Lux gerichtet.

“Der Ältestenrat ist vollzählig eingetroffen und wird nun die menschliche Befragung des Angeklagten durchführen. Ich bitte euch ruhig zu sein und ihr Urteil, das sie schließen werden zu respektieren. Lang leben die Alten.”

Red trat auf den Rand der Bühne zurück, während die  Menge in den Ruf einstimmte. “Lang leben die Alten.” Dann trat Stille ein und eine Spannung legte sich über die Anwesenden.

Einer der Alten, ein Mann ohne Haare auf dem Kopf, der ohne erkennbare Grenze in den Körper überzugehen schien, war vorgetreten und richtete seinen Blick direkt auf Lux.

“Ich als Vorsitzender des Ältestenrates, werde dein Verfahren leiten.” Begann dieser und seine Stimme war erstaunlich kräftig und wirkte nicht so als würde sie zu diesem gebückten und gebrechlichen Körper gehören.

“Und du wirst uns alle Fragen mit bestem Wissen und Gewissen beantworten, egal welche wir dir stellen werden.” fuhr er fort.

Alles wartete auf eine Antwort von Lux. Doch die blieb aus.

“Also dann,” der Herr war wieder in die Reihe der Ältesten zurückgekehrt, “fangen wir einmal leicht an. Zum warm werden sozusagen.

Wie lautet deine Nummer und dein selbst gewählter Name?”

Es folgte eine Stille, in der jeder darauf wartete das Lux etwas von sich geben würde. Aber der blieb still. Den Blick hatte er weiter auf den Boden vor seinen Füßen gerichtet.

Dann schaltete Red sich wieder ein: “Seine Nummer lautet 348, er war noch neu unter uns. Sein Name wurde von ihm auf Lux festgelegt.”
“Danke.” wieder die erstaunlich laute Stimme des Alten. “Aber das hätten wir sehr gerne von ihm selber gehört. Wenn er jemanden erschießen kann wird er wohl dennoch sein Maul aufbekommen.” Solche Worte aus dem Mund so einer Person zu hören, hinterließ ein komisches Gefühl.

“Was ist dort auf dem Wachposten vor dem Tor geschehen. Was hat dazu geführt, dass du ihn ermordet hast?”

Wieder schweigen.

“Helft ihm auf die Sprünge! Er soll seine verdammte Fresse aufmachen!” Der Herr kochte förmlich und die Wachen die Lux flankiert hatten kamen seiner Forderung nach.

Der Rechte holte mit dem freien Arm, seinem rechten, aus und versenkte seine Faust in der Magengrube von Lux. Dieser stöhnte auf und wäre nach vorne auf die Knie gesunken wenn er nicht von den beiden Wächtern an den Schultern in der Höhe gehalten worden wäre.

Aber auch nach dieser Aktion blieb Luxs Mund geschlossen und öffnete sich nur ein einziges Mal, aber auch nur um auszuspucken.

“Wir werden schon sehen, du..” doch diesmal wurde der Herr unterbrochen, von einer älteren Dame, die direkt zwischen ihm und Pa stand.

“Schluss damit!” sprach sie, auch in einer tönenden Stimme die die des Mannes um weites übertönte. “Keine Antwort ist Antwort genug würde ich sagen. Der Rat wird sich jetzt kurz beraten.”

Der letzte Satz war dabei eher ein Befehl als eine Aussage und die meisten der anwesenden Ratsmitglieder nickten mit ihren Köpfen oder murmelten ihre Zustimmung. Dem Glatzkopf passte das merklich nicht, aber er schloss sich doch den anderen an, als die sich zur Seite zurück zogen und dort, mit zusammengesteckten Köpfen einen kleinen Kreis bildeten.

In der Menge breitete sich Gemurmel aus und Red trat wieder auf der Bühne nach vorne um für Ruhe zu sorgen.

Es dauerte fast eine Viertelstunde, in der immer wieder die Menge auf brodelte und Beschimpfungen und Drohungen in Richtung des Podiums ausspuckte. Sie hatten Lux im Kopf schon hingerichtet.

Dann kam der Ältestenrat zurück und die Frau, die vorher schon gesprochen und den Anderen zurück gehalten hatte, erhob ihre Stimme um ihnen ihr Ergebnis zu präsentieren.

Vim hatte die Hand von Mia, die immer noch neben ihm stand feste umklammert. Jetzt richten sie ihn hin, werden ihn an die Wand stellen und ihn von einem erschießungskommando durchlöchern lassen, dachte Vim. Er schloss die Augen und drückte Mias Hand noch fester.

“Wir sind zu einem Ergebnis gekommen!” begann die Alte, während sie auch auf das Podium hinauf schritt. “Wir empfinden den Angeklagten, vor allem Aufgrund seiner Verschlossenheit gegenüber uns Allen und der Wahrheit als schuldig, des hinterhältigen Mordes an Josh, der ein wichtiger Teil unserer Wache und Sicherheit war.”

Sie machte eine Pause, in der man nur das Atmen seiner Platznachbarn vernahm. Sonst war alles ruhig und wartete auf das was jetzt folgen würde.

“Aber, wir haben uns für keine feste Bestrafung festgelegt.” fuhr sie fort. “ Die Götter werden ihr Urteil fällen und das Ergebnis zu uns weitergeben. Erst dann wird die Strafe vollzogen.”

Sie wandte sich an Red.

“Bis zu diesem Zeitpunkt wird unser Verurteilter in einer Dunkelzelle eine Einzelhaft absitzen. Er kann auch für Zwangsarbeiten eingesetzt werden.” Danach verließ sie wieder das Podium und der Ältestenrat verschwand wieder zur Seite hin.

“So sei es.” verkündete Red, “Die Götter werden ihr und das endgültige Urteil fällen, das wir dann über ihn verhängen.”

Er wandte sich zu den Wachen um. “Und jetzt bringt ihn weg.”

Die Wächter packten Lux fester an den Schulter und man merkte wie er unter dem Schmerz zusammenzuckte und seinen Kopf weiter einzog. Zwischen ihnen stießen sie ihn die Treppe von der Bühne nach unten und führen ihn durch die Schneise, die sich zwischen den Zuschauern in ihrem Weg gebildet hatte, weiter auf einen Gang auf der Seite der großen Halle zu. Lux stolperte einmal, konnte aber nicht fallen weil er gehalten wurde und wurde deshalb einfach weitergezogen bis seine Füße wieder in den Takt kamen.

Sie verschwanden in einem der Gänge und die Menge begann augenblicklich lichter zu werden.

Vim und Mia blieben stehen bis sich das Schimpfen und Murmeln um die herum gelegt hatte und sie fast nur noch alleine waren.

Pa stieß zu ihnen, sie unterhielten sich kurz und machten sich dann auf den Weg.

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